Funktionsdiagnostik
Die wesentlichen Komponenten des stomatognathen Systems
Komponenten des stomatognathen Systems
Die wesentlichen Komponenten des stomatognathen Systems:
1. Das Kiefergelenk ist ein sog. Dreh-Gleitgelenk und besteht aus der Gelenkpfanne, an der Schädelbasis und den Gelenkköpfen des Unterkiefers, sowie einem zwischen beiden gelegenen Gelenkscheibchen. Das ganze Gelenk wird von einer Gelenkkapsel umgeben.
2. Die Kaumuskulatur besteht im Wesentlichen aus vier verschiedenen Muskeln, in denen feine Sensoren, sog. Muskelspindeln, den Spannungszustand messen und ans Gehirn (ZNS) senden.
3. Sensorische Nerven in der Mundschleimhaut erfassen Position und Größe der Nahrung und melden diese an das Gehirn.
4. Druckrezeptoren in der Wurzelhaut der Zähne erfassen die Belastung der einzelnen Zähne beim Zusammenbiss (statische Okklusion) und bei zahngeführten Bewegungen des Unterkiefers (dynamische Okklusion) Auch diese Signale werden dem Gehirn gemeldet.
5. Im Gehirn (ZNS) werden alle ankommenden Signale verarbeitet und in entsprechend koordinierte Steuerimpulse für die Muskulatur umgesetzt.
Damit keine der Komponenten überbelastet und folglich geschädigt wird, ist eine gute Statik der Zähne bei statischer und dynamischer Okklusion wichtig. Dabei sind Form und Stellung der Zähne nicht zufällig, sondern genau auf die anderen Komponenten abgestimmt.
Symptome der craniomandibulären Dysfunktion
Da craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ein Sammelbegriff für verschiedene Krankheitsbilder ist, sind auch die möglichen, damit einhergehenden Symptome sehr unterschiedlich, im Folgenden stellen wir die Wesentlichen dar:
Schmerzen im Bereich des Kopfes, des Gesichtes, der Ohren, der Kiefergelenke, der Kaumuskulatur oder auch darüberhinausgehend im Nacken oder Rücken.
Funktionsstörungen zeigen sich z.B. in Einschränkungen der Unterkieferbeweglichkeit, in Knack- und Reibegeräuschen der Kiefergelenke.
Weitere Symptome die damit zusammenhängen können sind z.B. Ohrgeräusche wie Tinnitus, übermäßige Abnutzungserscheinungen der Zähne durch Zähneknirschen und Pressen (Bruxismus).
Ursachen der craniomandibulären Dysfunktion
Die möglichen Ursachen für die Entstehung einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD) sind vielfältig. Hauptrisikofaktoren sind sog. Okklusionsstörungen (Okklusion bezeichnet den Zusammenbiss der Ober- und Unterkieferzähne) und Bruxismus, d.h. das Pressen oder Knirschen mit den Zähnen, meist bedingt durch psycho-emotionalen Stress. Die Sprichwörter: „Sich durchbeißen" oder „Die Zähne zusammenbeißen..", die zuweilen im Zusammenhang mit stressigen Situationen formuliert werden, haben hier ihre tiefere Bedeutung. Aber auch ein Beckenschiefstand oder Verkrümmungen der Wirbelsäule und dadurch bedingte Fehlhaltungen können eine CMD bedingen. Häufig ist die CMD durch Kombination verschiedener Ursachen bedingt.
Funktionsdiagnostik und Therapie
Bei der sog. Klinischen Funktionsdiagnostik werden die Kiefergelenke und die Muskulatur durch Abtasten untersucht. Der Zusammenbiss wird visuell und mit feinen Aufbissfolien überprüft. Zuvor werden im Gespräch genau die vorliegenden Beschwerden und die Krankengeschichte erfasst (sog. Spezielle Anamnese).
Auf der Basis profunder anatomischer Kenntnisse und langjähriger Erfahrungen sind wir allein anhand dieser Untersuchung meist in der Lage zu beurteilen ob das System funktionell gesund ist oder nicht. Diese Untersuchung führen wir in unserer Praxis bei der Erstuntersuchung aller Patienten durch, denn nur so ist eine umfassende Diagnostik möglich und können Spätfolgen am Kausystem vermieden werden.
Im Rahmen der instrumentellen Funktionsdiagnostik werden die räumliche Position der Kiefer und Zähne mittels eines sog. Gesichtsbogens registriert und die Zahnmodelle entsprechend in einen Kausimulator (sog. Artikulator) übertragen. Der Zusammenbiss und ggf. die Neigung der Gelenkbahnen werden mittels sog. Registrate erfasst und auch in den Artikulator übertragen. Anschließend können in dem Artikluator die Kaubewegungen simuliert und genau analysiert werden. Auch eine exakte Planung und Simulation der Therapie ist so möglich. Die instrumentelle Funktionsdiagnostik ist eine absolut schmerzfreie Methode und wird von uns zur genaueren Diagnostik funktioneller Erkrankungen sowie deren gezielter Therapie eingesetzt. Auch zur funktionell optimalen Gestaltung von Zahnersatz kommt das Verfahren in unserer Praxis häufig zur Anwendung.
Bildgebende Verfahren – Röntgen-, CT- oder Kernspin (MRT)-Untersuchungen– sind in Ausnahmefällen zur genauen Diagnostik indiziert und werden von, mit uns kooperierenden, erfahrenen Radiologen durchgeführt.
Die Therapie funktioneller Störungen richtet sich primär nach deren Ursache. Schmerzen, die durch das Kiefergelenk und/oder die Statik des Zusammenbisses bedingt sind, werden mit Hilfe sog. Aufbissschienen – Kunststoffschienen, die jederzeit abnehmbar, auf die Zähne gesteckt werden – behandelt. Muskulatur bedingte Beschwerden werden mit Hilfe physiotherapeutischer Möglichkeiten behandelt (Rotlicht, Massage, Krankengymnastik u. Osteopathie).
Oft kommen auch Kombinationen beider Therapieformen zur Anwendung.
In sehr seltenen Fällen kann zusätzlich auch eine medikamentöse Begleittherapie notwendig und hilfreich sein.
Da die CMD wie gesagt häufig durch mehrere Faktoren bedingt ist, und diese z.T. in andere Fachbereiche fallen, arbeiten wir bei der Therapie eng und koordiniert mit Orthopäden, Krankengymnasten und Osteopathen zusammen, um so eine optimale Therapie gewährleisten zu können.
Aufgrund unserer wissenschaftlichen Tätigkeit, vieler Fortbildungen und nicht zuletzt langjähriger, umfangreicher Erfahrungen im Bereich der Diagnostik und Therapie funktioneller Störungen im Kausystem (CMD) sind wir in der Lage, mit oftmals einfachen Maßnahmen die funktionell bedingten Beschwerden unserer Patienten zu erkennen und zielgerichtet zu therapieren. Damit Kauen und Essen ein Genuss bleiben.