Parodontaltherapie
Ursachen der Erkrankung
Die Parodontitis wird im Wesentlichen verursacht von Bakterien, die sich an den Zähnen und den Wurzeloberflächen in der sog. Plaque, sowie später in den Zahnfleischtaschen im sog. Biofilm ansammeln. Das sehr komplexe Geschehen der Erkrankung lässt sich sehr vereinfacht so darstellen: Die Bakterien verfügen über eine Art Stoffwechsel, bei dem Giftstoffe (Toxine) für die verschiedenen Zellen des Parodonts entstehen, die dessen Strukturen zerstören. In der Folge kommt zu einer Entzündung, als Abwehrreaktion des Körpers gegen die Bakterien und Toxine. Der Zahnfleischsaum um den Zahn lockert sich, es kommt zu Zahnfleischbluten und zur Entstehung einer sog. Zahnfleischtasche, zwischen Zahnfleisch und Zahn. In diese Tasche dringen die Bakterien immer weiter vor und zerstören die Strukturen fortschreitend. Dabei sind bestimmte Bakterien – sog. Leitkeime – besonders für das Fortschreiten der Erkrankung verantwortlich. Die Infektion mit den Keimen ist nicht auf einzelne Zahnfleischtaschen begrenzt, sondern breitet sich durch den Speichel allmählich auf alle Zähne aus, und kann auch von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Weitere Faktoren, z.B. Rauchen, Stress, Schwächung des Immunsystems, sowie genetische Dispositionen (Erbanlage) fördern die Erkrankung und ihren negativen Verlauf.
Möglichkeiten der Diagnostik
Neben der Erhebung parodontaler Indices, ist das wichtigste Instrument zur Diagnostik des Parodonts die Messung der Zahnfleischtaschen mit Hilfe sog. Parodontalsonden. Dabei werden feine, kalibrierte Sonden schmerzfrei zwischen Zahnfleisch und Zahn geschoben, bis sie auf die Fasern stoßen, die den Zahn mit dem Knochen verbinden. 1-2 Millimeter Taschentiefe sind normal, was darüber hinausgeht weist auf eine Erkrankung hin, wobei die Tiefe der Tasche und die Frage ob diese bei der Sondierung blutet oder nicht Auskunft über die Schwere der Erkrankung geben. Diese Messung ist auch das beste Instrument der Früherkennung und wird deshalb in unserer Praxis bei jeder Kontrolluntersuchung durchgeführt. Bei Hinweisen auf eine Erkrankung werden die Taschentiefen in einem sog. Parodontalstatus genau aufgezeichnet. Zusätzlich werden eventuelle Lockerungen der Zähne erfasst und ggf. Röntgenbilder angefertigt.
Darüber hinaus sind wir in der Lage über spezielle mikrobiologische Untersuchungsverfahren, sog. Sondentests, Art und Anzahl der verursachenden Leitkeime zu diagnostizieren, um so im Einzelfall die Therapie gezielt zu optimieren.
Systematische Therapie
Ziel der Therapie ist es die verursachenden Keime zu beseitigen bzw. in Ihrer Anzahl zu reduzieren und die geschädigten Strukturen des Parodonts soweit wie möglich wieder herzustellen.
Dabei ist das therapeutische Vorgehen im Wesentlichen von der Schwere der Erkrankung abhängig und erfolgt heute meist im Sinne einer Art Stufenplan. Bei frühen Stadien und geringen Taschentiefen (bis ca. 4 mm) reichen oft schon Mundhygiene-Hinweise, die Reduzierung der Keime durch Spüllösungen oder Gels, sowie die Durchführung gründlicher Professioneller Zahnreinigungen in halbjährlichen Intervallen aus. (vgl. Menüpunkt Individualprophylaxe).
Bei fortgeschrittenen Stadien (Taschentiefen von 5 mm und mehr) ist eine systematische Parodontalbehandlung notwendig. Dabei werden unter Lokalanästhesie die Zahnfleischtaschen und Wurzeloberflächen im sog. geschlossenen Verfahren (2. Stufe) mittels feiner, hochfrequent schwingender Ultraschallsonden gründlich von Bakterien etc. gereinigt. Bei sehr weit fortgeschrittenen Erkrankungen, die mit Zahnlockerungen und deutlichen Knochendefekten einhergehen, sowie bei komplexen Wurzeloberflächen ist zuweilen ein chirurgisches Vorgehen notwendig. Dabei wird unter Lokalanästhesie das Zahnfleisch gezielt vom Zahn gelöst und die Wurzeloberflächen werden unter Sicht gereinigt (offenes Verfahren). Dieses Vorgehen ermöglicht es auch, das gebildete Entzündungsgewebe zu entfernen und wenn nötig mittels Knochenersatzmaterialien, Schmelzmatrixproteinen o.ä., zerstörte Strukturen soweit möglich wiederherzustellen.
Bei schweren Fällen oder Rezidiven der Erkrankung ist oftmals eine gezielte, nach vorherigem Erregernachweis, durchgeführte antibiotische Begleittherapie hilfreich. Auch die temporäre Schienung gelockerter Zähne im Anschluss an die eigentliche Parodontalbehandlung kann die Heilung und den Erfolg der Therapie erheblich verbessern.
Welche der vielen verschiedenen Möglichkeiten moderner Parodontaltherapie die im Einzelfall richtige ist, kann nur nach genauer Untersuchung und Einbeziehung aller patientenspezifischen Parameter individuell festgelegt werden.
Die Chancen auf einen langfristigen Zahnerhalt, selbst bei sehr fortgeschrittenen Parodontalerkrankungen sind jedoch inzwischen, bei konsequenter Nutzung aller modernen Möglichkeiten, gut.
Nachsorge
Entscheidend für den langfristigen, nachhaltigen Erfolg der Therapie ist die richtige Nachsorge. Da die Zahnfleischtaschen im Rahmen der modernen Parodontaltherapie nicht, wie früher teilweise praktiziert, einfach weggeschnitten werden, können sich die verbliebenen „Rest-Taschen" immer wieder mit Bakterien besiedeln. Da in diese Taschen keine Zahnbürste o.ä. hinein reicht, müssen diese in regelmäßigen Abständen (alle 2-6 Monate) professionell gereinigt werden.
Ziel dieser Nachsorge ist die sog. Kontrolle des Biofilms. Diese dient dazu die Zahl, der in den Taschen, im sog. Biofilm enthaltenen, Bakterien so gering zu halten, dass die Erkrankung nicht fortschreitet. Dazu steht unseren Patienten ein strukturiertes, professionelles Nachsorge-Programm zur Verfügung (vgl. Menüpunkt Individualprophylaxe) in dessen Rahmen die notwendigen Maßnahmen individuell, optimal auf den einzelnen Patienten abgestimmt, durchgeführt werden. Damit Ihnen Ihre Zähne lange erhalten bleiben.